Herzfrequenzvariabilität und vegetatives Nervensystem

Stressauswirkungen auf den Körper sind messbar!

Als Herzfrequenzvariabilität oder Herzratenvariabilität (HRV) wird die Fähigkeit des Menschen bezeichnet, die Frequenz des Herzrhythmus zu verändern. Möglichst grosse Veränderungen des zeitlichen Abstandes zwischen zwei Herzschlägen sind wünschenswert und stehen für eine gute Anpassungsfähigkeit des Körpers an seine Umwelt.

Bei der HRV- Messung wird die Variabilität von einer bis zur nächsten R-Zacke im EKG (Elektrokardiogramm) und damit die physiologische Schwankungsbreite bestimmt.

Wie funktioniert unser vegetatives Nervensystem (VNS)?

Das autonome oder vegetative Nervensystem (VNS) besteht aus drei Komponenten: Sympathikus, Parasympathikus und Darmnervensystem. Das vegetative Nervensystem ist unser übergeordnetes Steuer- und Regulationssystem und sorgt für den reibungslosen „Servicebetrieb“ unseres Körpers. Es entzieht sich weitgehend unserem Willen- es arbeitet autonom. Das ist gut so, weil dadurch lebensnotwendige Funktionen wie Atmung, Herzfunktion, Blutdruckregulation, Immunsystem, Drüsen, Verdauung und vieles andere nicht „vom Kopf“ gesteuert werden müssen. Die zwei großen Hauptnerven des VNS (Sympathikus und Parasympathikus) haben unterschiedliche Aufgaben und ihr harmonisches Zusammenspiel sorgt für einen gesunden, leistungsfähigen Körper.

Der Sympathikus ist verantwortlich für Anspannung und körperliche Leistungsfähigkeit (das “Gaspedal”), sein Gegenspieler, der Parasympathikus steht für Entspannung, Regenerations- und Reparaturprozesse (die “innere Bremse”) . Ersterer versetzt uns in Alarmbereitschaft, letzterer ist für den Entspannungs- und Ruhemodus zuständig.
Evolutionsbiologisch sind wir leider sehr schlecht an unsere moderne Umwelt angepasst.  Das verursacht eine Fülle von Funktionsstörungen. Unerkannte Regulationsstörungen („Regulationsstarre“) im vegetativen Nervensystem (VNS) können eine große Gesundheitsgefährdung darstellen und führen langfristig immer zu Störungen im Organbereich.

Ein vereinfachtes Beispiel: Wird der Sympathikus gereizt, steigt auch der Blutdruck, damit alle „Fluchtreaktionen“ optimal ablaufen können. Der Puls steigt, damit in kürzerer Zeit mehr Blut transportiert wird, die Muskeln werden besser durchblutet (damit wir schneller flüchten können) und die Verdauung wird gedrosselt (die ist dann aktuell nicht so wichtig). Ein „Blitzstart“ des Körpers war zu Urzeiten (über)lebensnotwendig, in unserer modernen Umwelt sind diese alten Verhaltensweisen eher schädlich für uns. Auch der alltägliche Termindruck signalisiert unserem Körper große Gefahr und die alten, angeborenen Verhaltensmuster laufen im vegetativen Nervensystem zuverlässig in gewohnter Weise ab. Wird diese Fluchtreaktion sehr häufig ausgelöst, steigt auch der Blutdruck häufig als normale Anpassungsreaktion. Die Rezeptoren für die Blutdruckregulation in den Gefäßen werden überreizt und sehen dann nach einiger Zeit die durchweg höheren Blutdruckwerte als neuen Normwert an und wir haben „auf einmal“ einen manifesten Bluthochdruck.


WER GUT REGULIERT DER GUT FUNKTIONIERT!

Heute sind wir alle „gestresst“

Stress wird definiert als ein Zustand der Alarmbereitschaft des Organismus, der sich auf eine erhöhte Leistungsbereitschaft einstellt und einer positiv erlebten Aktivierung des Organismus entspricht. Stress ist normalerweise nichts negatives, wenn er zeitlich begrenzt ist und durch Bewegung abgebaut werden kann. Heute beschreibt der Begriff Stress die Reaktion auf ein Übermass an Anforderungen (Gesundheitsberichterstattung des Bundes, 20.09.2011)

Stress entsteht durch dauerhafte

  • körperliche (Über)Anstrengung
  • Infektionen
  • Zwänge, Ängste, Überforderung, Ärger, ständige Reizüberflutung

Warum sollte ich eine HRV- Messung durchführen lassen?

Eine HRV- Messung dient der Prävention, kann aber auch bei bestehenden Störungen des Vegativums zur Verlaufskontrolle und Erfolgskontrolle einer Therapie genutzt werden.

Nicht immer ist unser eigenes Gefühl das richtige: Manche Menschen fühlen sich äußerst gestresst, verfügen aber über eine gute Kompensationsfähigkeit, andere haben ein äußerst strapaziertes Vegetativum mit bereits eingeschränkter Regulationsfähigkeit, fühlen sich aber nicht belastet, so daß hier Fehlregulationen des Körpers lange unbemerkt bleiben können. Hier kann eine HRV- Messung Klarheit schaffen.

Störungen der vegetativen Regulationsfähigkeit liegen bei zahlreichen gesundheitlichen Störungen vor:

  • Herzrhythmusstörungen
  • Arteriosklerotischen Gefäßveränderungen,
  • Hypertonie (Bluthochdruck)
  • Fibromyalgie
  • Kopfschmerzen
  • Vertigo (Schwindel)
  • orthostatischen Belastungsstörungen
  • Chronisches Müdigkeitssyndrom
  • Burnout-Syndrom
  • Depressiver Verstimmung
  • Angst- und Panikstörungen 

Bei chronischem Stress kann von einer Dauerbelastung der sogenannten “Hypophysen – Nebennierenrinden – Stressachse” ausgegangen werden. Diese Belastung bewirkt letztlich ein Ungleichgewicht im autonomen Nervensystems zwischen Sympathikus und Parasympathikus. Bei chronischer Belastung können Verschiebungen im Cortisolhaushalt oder funktionelle Störungen der Nebennierenrinde (Adrenal fatigue) die Folge sein. Auch das wichtige, ausgewogene Verhältnis zwischen anregenden (excitatorischen ) und hemmenden (inhibitorischen) Neurotransmittern kann längerfristig aus dem Gleichgewicht geraten und so Neurostress begünstigt werden.

Die Messung dient der

  • Prävention
  • Risikobeurteilung
  • Erkennen einer Regulationsstarre und sich anbahnender funktioneller Störungen
  • Abschätzung der Belastbarkeit des Körpers in gestressten Situationen
  • Erfassung der individuellen Stressbelastung und Stressresistenz
  • Sensibilisierung für die eigene Körperregulation
  • Optimierung von Therapien
  • Therapiekontrolle

Beispielmessungen:

Beispiel RSA-Messung mit EKG und Pulswelle, vorgegebene Taktatmung.
Simultane Aufzeichnung und Auswertung von EKG oder Pulswelle.

Herzfrequenz-Diagramm, Histogramm, Spektralanalyse (FFT),
Poincaré Plot (HF oder RR).

Das ANS (autonomes Nervensystem)-Status-Diagramm spiegelt den aktuellen Zustand des
autonomen Nervensystems und der beiden gegensinnig wirkenden Äste Sympathikus und
Parasympathikus in zwei Dimensionen wider.

Gut ausgeprägte Herzfrequenzvariabilität mit gut funktionierender parasympathischer Regulation in Ruhe.

Alle Abbildungen und die dazugehörigen Texte mit freundlicher Genehmigung der Biosign GmbH (© BioSign GmbH)

Die moderne Medizin ist ein Segen für viele schwere und akute Erkrankungen, aber sie bekämpft nicht die Regulationsstörung, sondern die daraus resultierenden Organstörungen und die folgenden Erkrankungen.

Meist geht einer manifesten Erkrankung eine längere Zeit von Funktionsstörungen voraus (Ausnahmen sind z.B. akute Infektionen). Diese Phase führt noch nicht zu Veränderungen klassischer Laborparameter und wird daher oft übersehen oder fehlgedeutet!

Viele Sprichwörter im Alltag spiegeln die enge Verbindung zwischen Körper und Auswirkungen von Über- und Fehlbelastung wider:

  • Uns wächst förmlich alles über den Kopf
  • Wir wollen mit dem Kopf durch die Wand
  • Es geht uns alles auf die Nerven
  • Wir beißen uns an etwas fest
  • Uns dreht sich der Magen um
  • Uns läuft die Galle über
  • Der Schreck fährt uns in die Glieder
  • Uns fehlt der Durchblick
  • Wir haben die Nase voll
  • Wir könnten vor Ärger aus der Haut fahren
  • Das Herz schlägt uns bis zum Hals
  • Oder uns geht etwas an die Nieren…

Und nach der HRV- Messung?

Eine ausgezeichnete Unterstützung bei der Wiederherstellung einer varibablen HRV und damit einem regulationsfähigen VNS ist der Qiu– ein modernes HRV- Biofeedbacksystem komprimiert auf Handgröße und, wie ich meine, mit einem gewissen Unterhaltungswert.

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Die HRV-Messung wird von der Schulmedizin bisher nur zum Teil anerkannt, weil Studien zur Beweisführung der Aussagekraft noch nicht ausreichend seien.