Blutbild – was bedeutet was?

Erkläuterung von Begriffen

Erythrozytenzählung (Ery)
Nach starker Vorverdünnung des Blutes in physiologischer Pufferlösung lassen sich die Erythrozyten in einem definierten Volumen einer Glaskammer unter dem Mikroskop auszählen und auf die Anzahl pro Milliliter hochrechnen. Die dafür benötigten Zählkammern haben eine definierte Höhe und die Fläche mit einer sichtbaren rasterförmigen Gravur. Im Routinelabor werden die Blutzellen im Hämatologieautomaten maschinell  gezählt. Die ermittelten Werte können dann, wie alle anderen Blutwerte, mit Normwerten verglichen werden.

Hämatokrit (HK)
Der Hämatokrit beschreibt die Menge aller Blutzellen im Gesamtblut in Prozent. Durch einfache Zentrifugation in einer Kapillare (die Zellen „fahren in einem Gerät Karussell“ und werden aufgrund ihres Gewichtes auf den Boden eines kleinen Glasröhrchens geschleudert) läßt sich der Anteil der zellulären Bestandteile am Blutvolumen visuell ablesen. Da die Erythrozyten zahlenmäßig den anderen Zellen weit überlegen sind, bestimmen sie das Ergebnis.
Hämoglobin (Hb)
Erythrozyten tragen den roten Blutfarbstoff Hämoglobin. Im Zentrum des Hämoglobins befindet sich ein Eisenatom. Das Hämoglobin besteht aus vier umeinander geschwungene Aminosäureketten, das sogenannten Globin. Das für die Hämoglobinsynthese benötigte Eisen übt eine starke Anziehungskraft auf den Sauerstoff aus und gibt ihn auch leicht wieder ab.
Erythrozytenindices (MCH, MCV, MCHC)
Die Indices sind zunächst schwer verständlich und am besten aus ihrer historischen Entwicklung abzuleiten. Der berühmte amerikanische Hämatologe Maxwell Wintrobe hat sie in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts definiert, um die charakteristischen Veränderungen bei verschiedenen Anämien zu beschreiben, die sich damit besser unterscheiden lassen. Die Idee entstammt der morphologischen Betrachtung im Mikroskop.
Bei der Eisenmangelanämie fallen bei der Betrachtung unter dem Mikroskop die kleinen, hypochromen (aufgrund von Hämoglobinmangel blassen) Erythrozyten auf. Der Quotient HK /Ery drückt das mittlere Volumen des Einzelerythrozyten aus (mean corpuscular volume, MCV) , der Quotient Hb /Ery den mittleren Hämoglobingehalt des Einzelerythrozyten (mean corpuscular hemoglobin, MCH).
Des weiteren sind die zu kleinen Erys “immer” hypochrom (“blass”) und die großen “immer” hyperchrom (“farbig”), d.h. die (mittlere) Hämoglobinkonzentration pro Eryvolumen (MCHC= mean corpuscular hemoglobin concentration) ist konstant (d.h. der Quotient Hb/HK mit Einheit in Gramm Hb/Liter Erythrozyten).
Bildlich gesprochen: Die Packungsdichte der Hb-Moleküle im Ery ist immer gleich (“wie Kristalle in einem Gitter” oder “Tennisbälle in einem Sack”), d.h. bei Eisenmangel wird weniger Hb gebildet und damit wird der Erythrozyt kleiner. Bei dem Folat- bzw. B12-Mangel entstehen zu wenig Erys (DNS-Mangel) und es wird möglichst viel Hämoglobin in einen Erythrozyten hineingepackt- damit wird der Erythrozyt   groß (MCV hoch, ein makrozytärer Ery ist also (i.d.R.) hyperchrom, MCV und MCH verändern sich also ebenfalls parallel).

Eisenspeicher
Eisen wird nur als zweiwertiges Ion resorbiert (Fe2+) und nur zu 10% der aufgenommenen Menge. Aufgrund der schwankenden Nahrungsaufnahme und des Eisengehaltes der Nahrung ist eine Speicherung notwendig. Das über Transferrin (Transporteisen) transportierte Eisen wird in der Zelle mittels Ferritin (Speichereisen) gespeichert, beim Hämoglobinabbau liegt das Eisen in Form von Hämosiderin vor und kann so wieder verwendet werden.

Eisenverlust
Ein Eisenverlust ist die häufigste Ursache eines Eisenmangels, nicht die verminderte Aufnahme. Er ist meist mit Blutverlust gleichzusetzen.

Eisenaufnahme
Eine verminderte Aufnahme in Relation zum erhöhten Bedarf liegt v.a. in den Wachstumsphasen bei Kindern, Jugendlichen und in der Schwangerschaft vor. Bei Vegetariern kann es zur Unterversorgung kommen (Frauen!). Bei M. Crohn u.a. Dünndarmerkrankungen kommt es zur verminderten Eisenaufnahme.

Erythrozytenmorphologie   
Das Aussehen der Erythrozyten im gefärbten Ausstrich weist auf wichtige mögliche Ursachen einer Anämie hin, die im Hämatologiegerät (in der Regel) nicht erkannt werden. Hier sollte ein manuelles Blutbild angefordert werden.