Nitrosativer Stress ist eine verstärkte Form von oxidativem Stress, der zahlreiche körperliche Strukturen schädigt und zu vielfältigen Gesundheitsstörungen führen kann.
Die schädigende reaktive Sauerstoffverbindung ist hier das Stickstoffmonoxid (NO) und seine Folgeprodukte Peroxynitrit (ONOO-), Nitrotyrosin und Nitrophenylessigsäure. NO ist im Gegensatz zu anderen Radikalen relativ langlebig und in der Lage, sehr schnell biologische Membranen zu durchdringen, d.h., es erfolgt eine schnelle Verteilung in biologischen Systemen.
Stickstoffmonoxid wird ständig im Körper gebildet und hat dort wichtige biologische Funktionen (u.a. als Botenstoff und Regulator). NO wird aus Arginin (einer Aminosäure) und Sauerstoff gebildet.
Stickstoffmonoxid hat im Körper zahlreiche wichtige Funktionen:
- Es wirkt relaxierend (entspannend) auf die Gefäßinnenwände, was den Blutdruck absinken lässt ,- dies wird therapeutisch in Form von Nitrospray zu Erweiterung der Herzkranzgefässe genutzt.
- NO wirkt im Nervensystem als Botenstoff und ist dadurch an der Übermittlung von Informationen beteiligt.
- NO wird von den Zellen unseres Immunsystems produziert und im Körper zur natürlichen Abwehr von Krankheitserregern eingesetzt („oxidative burst“). Das Krankheitsgefühl (Müdigkeit, Gliederschmerzen etc.) z.B. bei starken grippalen Infekten ist auf eine starke Zunahme des körpereigenen nitrosativen Stresses zurückzuführen. Hier setzt der Körper gezielt nitrosativen Stress ein um Mikroorganismen zu bekämpfen.
- Als auslösende Faktoren für nitrosativen Stress durch eine erhöhte NO-Synthese können Infektionen und Entzündungen wirken. Aber auch Fremdstoffeinwirkungen (Chemikalien, Schwermetalle), Medikamente (Zytostatika, Statine, Nitrate, Potenzmittel, häufige Antibiotikagaben etc.), Nikotin, privater und/oder beruflicher Stress und starke körperliche Belastung (Leistungssport) können eine erhöhte NO- Synthese verursachen. Weitere Ursachen können Halswirbelverletzungen darstellen. Diese können zu einer instabilen Halswirbelsäule führen, die auf einem konventionellen Röntgenbild oft keine sichtbaren Veränderungen zeigt. Solche Veränderungen an der Halswirbelsäule können bei allen Unfällen mit starker Beschleunigung entstehen (Auffahrunfälle, Sportunfälle), aber auch eine starke Überstreckung der Halswirbelsäule bei einer Vollnarkose kann u.U. zu einer anschließenden Instabilität führen oder beitragen. Sichtbar gemacht werden können derartige Veränderungen z.B. stehend im offenen MRT mit Aufnahmen in Bewegung (Magnet- Resonanz- Tomograph, ein bildgebendes Verfahren ohne Röntgenstrahlen).
Folgen von nitrosativem Stress
NO- Stress kann den normalen Stoffwechsel erheblich behindern und wird oft mit verschiedenen Krankheiten vergesellschaftet gefunden. So wird bei Entzündungsreaktionen (akut und chronisch, Infektionen, Multiple Sklerose, Autoimmunerkrankungen), Entzündungen des Magen- Darm- Traktes (Colitis, M. Crohn), neurodegenerativen Erkrankungen (wie z.B. Alzheimer oder Parkinson), Asthma, Herzinfarkt und Schlaganfall, aber auch bei Erkrankungen der Haut (Schuppenflechte, Sonnenbrand) vermehrt NO produziert. Prinzipiell können alle chronischen Erkrankungen (Mit-) Auslöser von nitrosativem Stress sein. Durch die Beteiligung an einer Vielzahl von Erkrankungen und die Tatsache, dass er an komplexen Funktionsstörungen beteiligt ist (Multisystemerkrankungen ) hat der NO- Stress eine große Praxisrelevanz. Nitrosativer Stress hemmt eisenhaltige Enzyme, hat Einfluß auf die Synthese der Schilddrüsenhormone und stört wichtige Entgiftungsenzyme des Körpers. Durch die mögliche Hemmung verschiedener Botenstoffe im Nervensystem findet man beim NO- Stress oft eine enge Verbindung zum Neurostress. Da NO auch reversibel Enzyme der Mitochondrien hemmt (die kleinen „Kraftwerke der Zelle“), sind in diesem Zusammenhang vor allem Störungen bei der Energiegewinnung ein zentrales Problem für den Körper. Bei übermäßiger Stickstoffmonoxid- Synthese können Proteine, Fette und Aminosäuren nicht mehr energetisch verwertet werden und das daraus resultierende große Energieproblem zwingt den Körper zur verstärkten Aktivierung von Energiereserven, was sehr oft zur chronischen Erschöpfung und der Inakzeptanz sportlicher Betätigung wesentlich beiträgt. Nach sportlicher Betätigung steht die anschließende Erschöpfung in keinem Verhältnis zum Ausmaß des durchgeführten Trainings. Auch eine große morgendliche Müdigkeit trotz ausreichender Nachtruhe kann ein Hinweis auf nitrosativen Stress sein.
Neuere labordiagnostische Untersuchungsverfahren sind in der Lage, nitrosativen Stress anhand vermehrt anfallender Stoffwechselprodukte festzustellen. Die Diagnostik ist auch hier eine wichtige Voraussetzung für eine gezielte Therapie.
Labordiagnostik von nitrosativem Stress
Bei der Labordiagnostik von NO- Stress wird Methylmalonsäure als funktioneller Marker eines intrazellulären Vitamin B12 Mangels, Nitrotyrosin als chemisch veränderte Aminosäure bzw. Nitrophenylessigsäure als ihr Abbauprodukt und eine vermehrte Ausscheidung von Citrullin bestimmt. Citrullin fällt vermehrt bei einer verstärkten Stickstoffmonoxidbildung an und wird dementsprechend auch vermehrt mit dem Urin ausgeschieden. Obige Verbindungen korrelieren mit der Peroxinitritbildung und dem Ausmaß von Nitrostress im Körper und können einfach im Urin bestimmt werden.
In der Schulmedizin ist die Diagnostik und Therapie von Nitrosativem Stress nicht anerkannt, weil wissenschaftliche Studien zu dieser physiologischen, naturheilkundlichen Methode noch nicht hinreichend vorliegen.