Leukozyten – weiße Blutkörperchen

Weiße Blutkörperchen (Leukozyten)
Leukozyten: Durchmesser 7-20 µm
Anzahl: 4.000- 9.000 µl Blut (1µl = ein millionstel Liter)

Nur ca. 5% aller weißen Blutkörperchen befinden sich im Blut, von dort aus wandert der Großteil der Leukozyten in das Gewebe ein.
Ihre Lebensdauer schwankt von einem Tag bis zu mehreren Jahren.
Wir besitzen ca. 700 mal mehr rote als weiße Blutkörperchen !

Die Leukozyten stellen die im Blut zirkulierenden Zellen des Immunsystems dar.
Die weißen Blutkörperchen sind keine homogene Gruppe. Alle zusammen werden als Leukozyten bezeichnet (Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten). Morphologisch (nach ihrem Aussehen) werden die weißen Blutkörperchen in Granulozyten und mononukleäre Zellen (Zellen mit nur einem Kern) eingeteilt, entwicklungsgeschichtlich werden sie in myeloische (aus dem Knochenmark stammend) und lymphatische Zellen (aus den Lymphknoten stammend) unterteilt.

Granulozyten
sind die häufigsten weißen Blutkörperchen (50-80%) und bestehen aus neutrophilen, basophilen und eosinophilen Granulozyten. Alles diese haben eine gemeinsame Stammzelle.

Die neutrophilen Granulozyten bekämpfen eingedrungene Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten und zerstörte Zellen. Sie sind z.T. amöboid aktiv, d.h., sie können sich eigenständig fortbewegen. Ihr Durchmesser beträgt ca. 12µm.

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jugendlicher gefärbter stabkerniger neutrophiler Granulozyt

jugendlicher stabkerniger neutrophiler Granulozyt im Dunkelfeld

Zellkern
Die Form des Zellkerns ändert sich bei den neutrophilen Granulozyten mit dem Alter: zuerst ist der Kern stabförmig, dann zunehmend segmentierter (unterteilt). So kann schon am Aussehen das Alter der Neutrophilen erkannt werden. Die Stabförmigen machen ca. 2% der gesamten Neutrophilen Granulozyten aus. Bei Infektionen ist die Zahl der Stabkernigen erhöht (sog. Linksverschiebung, kommt durch die vorzeitige Freisetzung nicht ganz ausgereifter Neutrophiler aus dem Knochenmark zustande).

Zellkern zellkern

Zytoplasma
Das Zytoplasma (Zellinnere) der neutrophilen Granulozyten enthält bis zu 200 Granula (Körnchen), die lysosomale Enzyme enthalten und unter dem Mikroskop gut zu erkennen sind. Lysosomale Enzyme sind in der Lage, Fremdstoffe zu verdauen.

Zytolasma Zytoplasma

Leukozyten phagozytieren Bestandteile in Blut und Gewebe, die sich von den normalen körpereigenen Strukturen unterscheiden und als „fremd“ erkannt werden. Die auf dem Foto als helle, körnige Struktur erkennbaren Bestandteile bestehen aus enzymgefüllten Granula (kleine, enzymgefüllte Bläschen). Die Enzyme werden bei Bedarf entleert und sind an der Verdauung von körperfremdem Material oder körpereigenen zu entsorgenden Materialien beteiligt.

zellkern

Auf den folgenden 3 Fotos Fotos sehen Sie Plaques, die von den Leukozyten als fremd erkannt werden. Die Leukozyten lagern sich an den Plaque und versuchen ihn abzubauen. Plaques bestehen meist aus Blutfetten, Zell- und Bakterienresten.

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Leukozyt im Hellfeld

Neutrophile Granulozyten
Die Neutrophilen Granulozyten stellen die vorderste Front der unspezifischen Abwehr dar.
Beim Beginn von Infektionen nehmen die neutrophilen Granulozyten im Blut besonders rasch zu (“neutrophile Kampfphase”). Sie “fressen” (phagozytieren) Bakterien und Gewebetrümmer.

Neutrophile können, im Gegensatz zu den roten Blutkörperchen, auch in sauerstoffarmer Umgebung überleben (z.B. absterbendem Gewebe).

  alter Granulozyten DF

Neutrophile Granulozyten bleiben durchschnittlich nur sechs bis acht Stunden im Blutkreislauf. Häufig wandern sie in die Schleimhautoberflächen aus. Die Hälfte der neutrophilen Granulozyten wird nicht durch den Kreislauf transportiert, sondern haftet an der Innenseite der Gefäße, vor allem in Lunge und Milz.

Eiter besteht zum größten Teil aus neutrophilen Granulozyten oder aus ihren Zelltrümmern. Diese Zellen  können Stoffe freisetzen, die sehr wichtig für die Entstehung von Entzündungsreaktionen, von Schmerzreizen und bei der Blutstillung sind.

 

 

 

Basophile Granulozyten (ohne Abbildung)
Basophile Granulozyten sind die zahlenmäßig schwächste Unterart der weißen Blutkörperchen (daher hier auch keine Abbildung) und mit ihrem Durchmesser von ca. 10µm gehören sie zu den kleineren Granulozyten. Basophile Granulozyten machen unter den weißen Blutkörperchen nur ein halbes bis ein Prozent aus. Sie besitzen zahlreiche grobe unregelmäßige Granula, die u. a. Histamin und Heparin enthalten.

An der Oberfläche dieser Zellen befinden sich Andockstellen (IgE-Rezeptoren) für bestimmte körperfremde Stoffe (spezifische Antigene). Wenn Antigene, zum Beispiel Pollen, an diese Rezeptoren andocken, kommt es zu einer allergischen Reaktion, weil schlagartig Histamin freigesetzt wird. Basophile Granulozyten, die allergische Reaktionen vermitteln, sind gewissermaßen die Gegenspieler der eosinophilen Granulozyten, die allergische Reaktionen dämpfen. Zudem können basophile Granulozyten Lockstoffe für eosinophile Granulozyten freisetzen und sich so indirekt an der Abwehr beteiligen.

Lymphozyten
Lymphozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Sie sind die eigentlichen spezifischen Abwehrzellen des menschlichen Körpers und die kleinsten weißen Blutkörperchen. Sie machen 25 bis 40 Prozent der Leukozyten aus. Aber nur vier Prozent der Lymphozyten des Menschen befinden sich im Blutkreislauf, bei kleinen Kindern sind es über 50 Prozent.

Rund 95 Prozent der im Knochenmark und in den lymphatischen Organen Thymus, Milz, Mandeln, den Peyerschen Plaques (Darm) und Lymphknoten gebildeten Lymphozyten sind auch dort gespeichert. Bei Bedarf können sie in die Blutbahn abgegeben werden.

Man unterscheidet zwei Typen von Lymphozyten:
B-Lymphozyten und T-Lymphozyten, beide haben verschiedene Bildungsorte, verschiedene Aufgaben und ein unterschiedliches Aussehen. Von beiden Unterarten existieren kurzlebige Lymphozyten, die nur sieben Tage aktiv sind, und langlebige Lymphozyten, die 500 Tage und mehr ihren Dienst versehen können. Letztere arbeiten als “Gedächtniszellen”, von denen einige auch viele Jahre leben können. Sie sind in der Lage, sich den Erreger einer überstandenen Infektion “zu merken”. Bei einer erneuten Infektion mit dem Erreger können diese so viel schneller und effektiver bekämpft werden.

Lymohozyt mit 2 Erythrozyten
Lymphozyt mit 2 Erythrozyten
Lymphozyt (daneben ein Erythrozyt und ein Thrombozyt)
Lymphozyt (daneben ein Erythrozyt und ein Thrombozyt)

Monozyten
Monozyten machen zwei bis acht Prozent der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) aus. Unter diesen sie mit bis zu 20mm die größten Leukozyten. Außerdem sind sie unter den weißen Blutkörperchen am besten in der Lage, Bakterien und Gewebetrümmer unschädlich zu machen (zu “fressen”).
Monozyten bleiben mehrere Tage im Blutkreislauf. Danach wandern sie in das umgebende Gewebe ein, wo sie größer werden und dann als Histiozyten oder Gewebemakrophagen bezeichnet werden. Sie sind vor allem in Lymphknoten, Lunge, Leber, Milz und Knochenmark zu finden. Gemeinsam mit den basophilen Granulozyten vermitteln und fördern sie allergische Reaktionen.

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Eosinophile Granulozyten
Eosinophile Granulozyten machen nur zwei bis vier Prozent der weißen Blutkörperchen aus, Ihre Zahl unterliegt einer 24-Stunden-Periodik. Am späten Nachmittag und am frühen Morgen ist ihre Anzahl um rund 20 Prozent niedriger, um Mitternacht rund 30 Prozent höher als der 24h-Mittelwert.

Die eosinophilen Granulozyten können Bakterien und Gewebereste “fressen” (phagozytieren). Die Zahl der eosinophilen Granulozyten ist besonders bei einer abklingenden Infektion erhöht. Man spricht dann von einer “lymphozytär-eosinophilen Heilphase”.

Ihr Namen stammt von dem Farbstoff Eosin, mit dem sie angefärbt werden können. Eos (altgriechisch) bedeutet Morgenröte.

Eosinophiler Granulozyt 1

Eosinophile werden unter anderem durch Antikörper der IgE-Klasse zur Exozytose angeregt. Sie sind zur Chemotaxis befähigt, d.h. sie können sich amöboid (kriechend) in Richtung eines anlockenden Stoffes (Attractant) fortbewegen.

Eosinophile spielen eine wichtige Rolle bei der Parasitenabwehr. Das vollzieht sich folgendermaßen: Sobald die Oberfläche des Parasiten mit IgE (Immunglobulin E) besetzt ist, können sich auch Eosinophile daran heften. Durch einen speziell angepassten Mechanismus geben sie ihre toxischen Proteine direkt auf die Oberfläche des Parasiten ab und schädigen diesen dadurch. Gleichzeitig dienen die abgegebenen Proteine für andere Eosinophile als Lockstoffe, so dass die Abwehr verstärkt werden kann.

Eosinophile können aber auch eine für den Organismus selbst schädigende Rolle spielen. Bei Asthma beispielsweise wird das Lungenepithel durch die basischen Inhaltsstoffe der Eosinophilen angegriffen.

Eosinophile spielen bei der Dämpfung allergischer Reaktionen eine Rolle, indem sie Histamin neutralisieren. Histamin ist der Stoff, der bei allergischen Reaktionen u.a. für das Anschwellen des betroffenen Gewebes verantwortlich ist.